Schwäbisch Hall
Gerhards Marionettentheater e.V.
Gerhards Marionettentheater e.V. Schwäbisch Hall | Inszenierung | Der Kaiser und die Nachtigall nach Hans Christian Andersen  |
Gerhards Marionettentheater e.V. Schwäbisch Hall | Inszenierung | Der Kaiser und die Nachtigall nach Hans Christian Andersen  |

Der Kaiser und die Nachtigall

nach Hans Christian Andersen


In Hans Christian Andersens Märchen von der Chinesischen Nachtigall spielen der Kaiser, ein kleines Küchenmädchen, eine natürliche und eine künstliche Nachtigall die Hauptrollen. Am Kaiserhof ist alles so verfeinert, dass niemand mehr das Natürliche wahrnimmt oder schätzt. An die prächtigsten Blumen des Gartens müssen Silberglöckchen gebunden werden, damit man sie überhaupt beachtet.

Erst aus einem Buche erfährt der Kaiser von der natürlichen Nachtigall. Sie wird vom Küchenmädchen an den Hof gebracht, wo ihr Gesang zu einem Hochgenuss des in überfeinerten Genüssen schwelgenden Hofes wird. Der Kaiser selbst vergießt Tränen bei ihrem Gesang.

Dann aber wird dem Kaiser eine künstliche Nachtigall mit einem Uhrwerk in ihrem Leibe zugesandt, die sofort den gesamten Hofstaat in Bann schlägt. Man findet ihren Gesang unübertrefflich und ganz nach den Regeln der Kunst. Schließlich schenkt ihr der Kaiser seine Gnade, weil sich die natürliche Nachtigall nach einem erzwungenen Wettgesang unerlaubt vom Hofe entfernt hat. In ihrer Begeisterung für den Kunstvogel vergessen die Höflinge schnell die natürliche Nachtigall.

Nun wird aber der Kaiser krank, und sein Hofstaat verlässt ihn. Da kommt die natürliche Nachtigall zurück und bewirkt, dass der Tod sich in seine Totengärten zurückzieht und der Kaiser wieder gesundet. Als er die mechanische Nachtigall zerschlagen will, tät die lebendige Nachtigall davon ab.

Die letzten Worte des Kaisers im Märchen sind: „Guten Morgen“. Und es beginnt in der Tat ein neuer Morgen. Zivilisation und Natur sind wieder verbunden, ohne dass die Maschine zerschlagen wird.

Das Märchen von der Chinesischen Nachtigall hat auch für unsere Zeit seinen tiefen Sinn bewahrt; denn in Ihm haben sich Natur und Kunst vereint.

Die Gefahr wird überwunden, weil es noch immer Küchenmädchen und Fischer gibt, die der Natur eng verbunden geblieben sind, und weil in dem Kaiser, dem die Macht gegeben ist die Verhältnisse zu ändern, zum Glück noch, wenn auch in der Tiefe verborgen, die heilende Kraft des Kindlich-Natürlichen lebendig geblieben ist.

Hans Christian Andersen hat vor fast 200 Jahren schon die Gefahren des heraufkommenden Maschinenzeitalters geahnt, wie uns sein Märchen zeigt. Er hat darin aber auch den rechten Weg gewiesen, wie diese Gefahr zu bannen ist.



Dauer: ca. 60 Min.



Zum Spielplan